Allgemein

Psychische Störungen sind der Hauptgrund für eine Erwerbsminderungsrente

Menschen werden aufgrund psychischer Erkrankungen in die Frührente gezwungen, so lautete schon der Artikel des Tagesspiegels vom 17.10.2011! Das Durchschnittsalter bis zum Eintritt in die Rente verringere sich zunehmend. Psychische Störungen sind auch der Hauptgrund für die Bewilligung von Erwerbsminderungsrenten, so steht es auch in einem Pressebericht der Deutschen Rentenversicherung (DRV).

In einem mehrstufigen Verfahren wird die Erwerbsunfähigkeit, als Grundvoraussetzung für den Erhalt einer Rente festgestellt. Zuerst besteht Arbeitsunfähigkeit, die vom Hausarzt festgestellt wird. Dieser überweist dann zum Psychiater oder Psychologen. Führt die Therapie dort nicht zu einer Besserung, kann bei der DRV eine Rehabilitationsmaßnahme beantragt werden. Diese Maßnahme dauert ca. drei Wochen. Besteht anschließend, trotz der Hilfe und Begleitung durch eine Psychotherapie weiterhin Arbeitsunfahigkeit, aufgrund der psychischen Erkrankung kann ein Antrag auf Erwerbsunfähigkeit gestellt werden.

Anspruch, Antrag, Rentenhöhe – was Sie beachten sollten

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Was macht Homeoffice psychologisch in Quarantäne-Zeiten mit uns? Psychologin im Interview

Unter normalen Umständen können wir im Homeoffice effektiver arbeiten als im Büro, da wir uns die Arbeitswege sparen, die Arbeitszeiten flexibler bestimmen können und auch weniger durch Lärm oder Kollegen abgelenkt sind.

Sind wir aber gezwungen zu Hause zu arbeiten, ist diese neue Situation für uns sehr ungewohnt. Auf der einen Seite verlieren wir unsere Autonomie, arbeiten Nachts oder am Wochenende, machen kaum Pausen, meist fehlt eine Arbeitsstruktur, die technische Ausstattung und Anbindung von Seiten des Arbeitgebers, werden vielleicht zu Hause von den Kindern gestört oder vereinsamen immer mehr. Zudem kommen Zukunfts- und Existenzängste auf, Verlust von zukünftigen Dingen (Sommerurlaub, Großveranstaltungen). Kein Tag ist wie der andere, ständig sind wir mit Veränderungen konfrontiert. Die Alltagsroutine fehlt.

Welche psychischen Folgen können eintreten?

  • Unzufriedenheit
  • Anspannung und Nervosität
  • Aggression
  • Schlafstörungen
  • Ängste
  • Sorgen
  • Hilflosigkeit
  • Desorientierung
  • Kontrollverlustängste
  • Unsicherheitsgefühle
  • Erschöpfung
  • Antriebslosigkeit
  • Zwangshandlungen und -Gedanken

Corona wirkt auf uns wie ein Trauma. Wir konnten uns auf diese Situation kaum angemessen einstellen, wir befinden uns in einer andauernden Krise, was für viele eine starke Belastung darstellt, ähnlich einer Naturkatastrophe. Das bedeutet purer Stress. Zeitverzögert treten dann Stresssymptome auf, die oben beschrieben sind. Diese machen sich meist nur langsam bemerkbar und können stetig zunehmen. Stress ist ein Grundbaustein für das Entstehen von psychischen Störungen.

Risikofaktoren verstärken psychische Belastungen

Verfügen wir über gute Ressourcen, auch Schutzfaktoren genannt, dann kommen wir meist sehr gut durch eine Krise und können diese schnell überwinden. Dazu gehören unter anderem, ein gutes persönliches Netzwerk, soziale Kompetenzen, eine hohe persönliche Frustrationstoleranz, ein gutes Zeitmanagement, finanzielle Ressourcen, physische und psychische Gesundheit und eine ausgewogene gesunde Ernährung. Andere sprechen auch allgemein von Resillienz, wenn es um Persönlichkeitseigenschaften geht.

Im Gegensatz dazu verstärken Risikofaktoren die psychischen Belastungen. Diese Risikofaktoren sind individuell unterschiedlich. Mangelnde soziale Kontakte, geringe Resillienz, gesundheitliche Probleme, ungesunde Ernährung, sind einige dieser Risikofaktoren.

Psychologische Tipps zum Homeoffice

Wichtiger denn je sind die Ruhe- und Erholungsphasen. Legen Sie Pausen ein, strukturieren Sie Ihren Tag. Planen Sie ihn von Morgens bis Abends. Schaffen Sie sich private Räume, in denen Sie nicht gestört werden. Halten Sie Ihre sozialen Kontakte durch Videochat oder Telefonate aufrecht. Sprechen Sie mit Ihren Kollegen und Arbeitgeber, was diese von Ihnen erwarten. Um konzentrierter zu arbeiten können Sie die Pomodoro-Technik anwenden: Zuerst notieren Sie sich was erledigt werden muss, dann den Timer auf 25 Minuten stellen. Dann alles abarbeiten und abhaken. Nach den 25 Minuten gibt es eine 5 Minuten Pause. Diese Schritte wiederholen Sie dann noch 3 Mal, wo sich dann eine halbe Stunde Pause anschließt. Dann beginnt der Ablauf von Vorn. Sollten Sie aber unter Schlafstörungen oder Antriebslosigkeit, Überforderung leiden, dann wäre ein Coaching oder eine Psychotherapie sinnvoll.

Weitere interessante Aspekte, die ich der Neuen Osnabrücker Zeitung am 30.04.20 verriet, finden Sie in folgendem Artikel, geschrieben von Kim Patrick von Harling:

https://www.noz.de/deutschland-welt/vermischtes/artikel/2041103/psychologin-diese-folgen-kann-dauerhaftes-homeoffice-haben

Psychologin im Interview über ein Jahr Corona: Wir mussten uns in dieser Krise persönlich verändern

Zeuthen. Sandra Jankowski ist Psychologin und betreibt eine Praxis in Zeuthen. Im Interview erzählt die 46-Jährige von ihrem Arbeitsalltag in der Pandemie, um wen sie sich besonders sorgt – und was die Krise mit unserer Psyche gemacht hat.

Frau Jankowski, was vermissen Sie derzeit eigentlich am meisten?

Sandra Jankowski: Mittlerweile vermisse ich es wirklich, mit Freunden abends in einer gemütlichen Runde zu sitzen und sich zu unterhalten. Oder eben auch ins Restaurant zu gehen und etwas Leckeres zu essen. Vor einem Jahr erreichte das Coronavirus Dahme-Spreewald.

Wie hat sich die Pandemie auf Ihre Arbeit als Psychologin ausgewirkt?

Das hat sich sehr stark ausgewirkt. Am Anfang war erst einmal eine große Verunsicherung zu spüren – da kamen weniger Patienten, weil sie erst einmal abwarten wollten. Aber mittlerweile ist die Nachfrage zu groß und die Leute finden kaum noch einen Therapieplatz. Auch ich habe kaum noch Kapazitäten. Ich habe mittlerweile eine neue Mitarbeiterin als Therapeutin beschäftigt, um dieser Anfrage überhaupt Herr zu werden.

Was ist es denn, was die Leute bewegt? Welche Sorgen bringen Sie derzeit mit?

Beobachtbar ist, dass einige Patienten, bei denen man das Gefühl hatte, dass sie auf einem guten Weg sind, bei der zweiten Welle noch einmal einen Rückfall hatten. Da hat sich die psychische Störung der Patienten verschlimmert. Und dann ist da die starke Verantwortung, die etwa bei Alleinerziehenden oder Familien mit kleinen und schulpflichtigen Kindern die Sorgen und Belastung verstärkt hat – etwa durch das Homeschooling. Durch die Isolation haben sich auch die psychologischen Problematiken wie Depressionen verstärkt, weil man sich nicht mit Freunden treffen kann, weil man sich vom Rest der Welt zuhause abgeschottet hat, weil man nicht weiß, wann das alles vorbei ist. Dann kam auch noch die Winterphase mit wenig Sonne und Vitamin D hinzu. Da erlebe ich auch, dass es jetzt wieder etwas bergauf geht, weil der Frühling kommt. Hinzu kommen jetzt Lockerungen, etwa im Handel.

Wie sind die aus psychologischer Sicht zu werten?

Das ist definitiv positiv zu werten. Die Leute schöpfen wieder mehr Hoffnung, dass Corona und die Beeinträchtigungen bald vorbei sind. Und das gibt schon wieder etwas Aufwind.

Wir blicken auf ein Jahr Corona-Krise zurück, ein Jahr im Ausnahmezustand. Was hat das mit unserer Psyche gemacht?

Das ist noch nicht so recht abschätzbar, vor allem was die Kinder angeht. Fakt ist, dass die Corona-Krise einer Anpassungsstörung gleichkommt. Wir mussten uns in dieser Krise persönlich verändern, das war eine existenzielle Erfahrung – für manche immer noch. Und wenn Menschen traumatische Erfahrungen erleben, ist es so: Der eine schafft es besser und der andere hat mehr Schwierigkeiten, die Krise zu verarbeiten. Das nennt sich dann Anpassungsstörung – und macht sich unter anderem bemerkbar durch Unruhe, Schlafstörungen, Interessenverlust, oder Reizbarkeit. Aber auch durch sozialen Rückzug, dass Menschen gar nicht mehr auf andere zugehen wollen.

Kann man auch sagen, dass es einen Anstieg von psychischen Erkrankungen gibt?

Laut einer Studie „Psychische Gesundheit in der Krise“ der Pronova BKK berichten zwei Drittel der befragten Psychiater und Therapeuten, dass sie mehr Anfragen nach Therapieplätzen aufgrund der Krise haben. Davon kann ich jetzt nicht 100 Prozent ausgehen, ich kann nur von meiner Praxis sprechen. Da haben die Anfragen deutlich zugenommen, obwohl ich davon ausgehe, dass auch Therapien verschleppt werden und aufgrund der wenigen Therapieplätze nicht behandelt werden.

Gibt es denn Menschen, um die Sie besonders Sorge haben?

Ich mache mir Sorgen um die Kinder, Alleinerziehende, aber auch pflegende Angehörige und Menschen, die selbst von Pflegediensten abhängig sind. Und um Corona-Betroffene, denn sie sind auch wegen der Erkrankung psychisch beeinträchtigt. Bei Ihnen hat sich eventuell eine Posttraumatische Belastungsstörung oder das Müdigkeits- oder Erschöpfungssyndrom entwickelt. Welche psychischen Langzeitfolgen die Corona-Infektion auslöst, ist zudem noch gar nicht so erforscht. Und dann ist da auch die Gruppe der Menschen, die an einer depressiven Episode leiden, sie isolieren sich womöglich noch viel mehr und sprechen mit niemandem über ihre Belastung.

Wenn wir irgendwann auf diese Krise zurückblicken: Werden wir vielleicht auch etwas Positives für unsere Psyche mitgenommen haben?

Das ist natürlich eine schwierige Frage. Ich mache ja auch Paartherapie und habe tatsächlich in der ersten Welle oft erlebt, dass es die Partner mehr zusammengeschweißt hat. Im Sinne von: Wir meistern jetzt die Krise und schaffen das. Und dann fanden es viele ganz schön, nicht mehr diesen Freizeitstress zu haben: Nicht ständig zu diesem Geburtstag oder zu jener Einladung zu gehen. Das habe ich generell gemerkt: Dass Menschen, die sehr viel Freizeitstress hatten, sich wieder etwas mehr auf sich besinnen und zu sich finden konnten. Und das hat sich auch teilweise positiv ausgewirkt.

Gibt es denn etwas, was Sie den Leuten mitgeben können? Das hilft, um die Zeit gut zu überstehen?

Sporttreiben. Das schüttet Glückshormone aus und macht zufrieden, wenn man das regelmäßig macht. Und Spazierengehen an der frischen Luft, um die Vitamin D-Produktion anzukurbeln – auch wenn das Wetter vielleicht nicht so toll ist. Dann haben sich auch Achtsamkeitsübungen oder gezielte Entspannungsverfahren wie etwa die Progressive Muskelrelaxation bewährt, aber auch Lachyoga. Ansonsten ist es einfach wichtig, dass man sich wirklich etwas Gutes tut. Dass man sich nicht zu sehr den negativen Gedanken hingibt und darauf fokussiert.

Interview: Johanna Apel

In: Märkische Allgemeine vom 12.03.2021, S. 15

Haustiere helfen uns psychologisch durch die Corona-Krise: Interview mit Psychologin

Die aktuellen Kontaktbeschränkungen aufgrund der Corona-Krise wirken sich auf unsere Psyche aus. In einem Interview von Deine Tierwelt am 07.04.20 wurde ich als Expertin zu diesem psychologischen Thema befragt, warum Haustiere uns in der Corona-Krise helfen können. Das ganze Interview plus Podcast zum Nachhören:

Haustiere geben uns Zuwendung – auch in Corona-Zeiten

Durch die Isolation können unsere Ängste und Einsamkeitsgefühle verstärkt werden und uns orientierungsloser machen. Wenn wir kaum Kontakt zur Außenwelt haben, dann wird uns Zuwendung und Aufmerksamkeit entzogen, wir sind dann aber auch weniger gefordert, bzw. weniger Reizen ausgesetzt. Das lässt unsere Seele verkümmern. Gehirnstrukturen verändern sich, wir werden apathisch. Man spricht auch von seelischer und emotionaler Vernachlässigung.

Für die Auswirkungen gibt es in Wissenschaftskreisen einen Fachbegriff: Hospitalismus. Dieses Phänomen ist wissenschaftlich schon gut untersucht. Dann zeigen sich zum Beispiel körperliche Unruhe, innere Anspannung, Ängste, Einsamkeitsgefühle, Desorientierung und Resignation. Auch wenn die Kontaktbeschränkungen aufgehoben werden können sich sich Langzeitfolgen zeigen, zum Beispiel dann, wenn wir selbst nach dem Ende der Kontaktbeschränkungen in unserer Zurückgezogenheit verharren.

Durch die Anwesenheit unserer Haustiere, können uns unsere Vierbeiner helfen, sie beruhigen uns und fordern unsere Aufmerksamkeit.

Kontakt mit Haustieren macht glücklich

In Studien wurde deutlich gezeigt, dass der Kontakt zu Tieren allgemein glücklicher macht, da unser Körper während des Kontaktes Glückshormone und das Bindungshormon Oxytocin ausschüttet und dabei Stresshormone abbaut. Wir sind dadurch ruhiger, gelassener und entspannter. Das Einsamkeitsgefühl verringert sich. Tiere haben an sich einen starken Aufforderungscharakter.

Psychisch gesund durch die Corona-Krise

Nicht nur der Kontakt mit anderen Menschen hilft, auch unsere Haustiere leisten einen wesentlichen Beitrag. Wie können also Tiere helfen? Beschäftigen Sie sich viel mit Ihrem Haustier. Kuscheln Sie, sprechen Sie mit ihnen oder trainieren Sie sie. Üben Sie mit den Tieren und versuchen Sie ihnen neue Kunststücke beizubringen. Der Kontakt beruhigt und kann Ihnen helfen.

Wer sich für das komplette Interview interessiert, der kann hier nachhören (Podcast): So helfen uns Tiere durch die Corona-Krise von Deine Tierwelt.

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